juni 2000
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Internationale Allianzen gegen Fluggesellschaften
Die Kampagne »Deportation Class - Stoppt das Geschäft mit Abschiebungen«
greift Erfahrungen antirassistischer Initiativen in anderen europäischen
Ländern gegen Abschiebungen durch Fluggesellschaften auf. Denn während
die Regierungen der EU bei der Abschiebung schon seit langem intensiv
zusammenarbeiten, wissen die Protestbewegungen gegen die Abschottung der
Festung Europa nur sehr wenig voneinander. Die Kampagne gegen die Lufthansa
will diese Lücke schließen und agiert deshalb von vornherein international.
So betreibt»Kein Mensch ist illegal« gemeinsam mit dem »Autonoom
Centrum« in Amsterdam die Webside www.deportation-alliance.com.
Gezielte Aktionen gegen das Geschäft mit Abschiebungen haben die europäischen
Fluggesellschaften verunsichert.
4. Dezember 1996, Flughafen Schiphol, Amsterdam: Über Zwischendächer und
Feuerleitern gelangte eine kleine Gruppe niederländischer AktivistInnen
auf das Dach des zentralen Verwaltungsbüros der Fluggesellschaft Martin
Air. Während von oben ein riesiges Transparent mit Protestparolen herabgelassen
wurde, stürmte unten eine größere Gruppe den Haupteingang. Die BesetzerInnen
wollten die Angestellten mit Flugblättern und Plakaten über das Abschiebegeschäft
»ihrer Firma« informieren, denn Martin Air war hauptverantwortlich für
Sammel-abschiebungen, u.a. nach Zaire. In sogenannten Eurochartern wurden
Flüchtlinge nicht nur aus den Niederlanden, sondern auch aus Deutschland,
Belgien und Frankreich zusammen ausgeflogen. Das Sicherheitspersonal von
Martin Air blockierte zwar die geplante Direktinformation, doch Mr. Martin
selbst war so beeindruckt, dass er einen Gesprächstermin anbot. Als ihm
eine Delegation des »Autonoom Centrum« eine Kampagne für den Fall
androhte, dass seine Fluggesellschaft die Abschiebungen fortsetze, lenkte
Mr. Martin überraschend ein. Er werde es zwar nicht öffentlich bekanntgeben,
doch Martin Air werde die Abschiebungen einstellen. Sammelabschiebungen
haben seitdem in den Niederlanden nicht mehr stattgefunden. Inzwischen
haben die niederländischen AktivistInnen ihre Kampagne gegen KLM, die
für Einzelabschiebungen bedeutendste holländische Fluggesellschaft, ausgerichtet.
Proteste gegen Fluggesellschaften gab es auch in Frankreich und in Belgien.
In Paris besetzten im März 1999 mehrere hundert Menschen die Air France
Zentrale. Die Aktionen in Frankreich richteten sich aber auch gegen Air
Afrique, die Lufthansa und die belgische Sabena. Die Piloten der Sabena
erklärten nach dem Tod der Nigerianerin Semira Adamu, dass sie keine Abschiebehäftlinge
mehr in ihren Flugzeugen dulden würden. Elf Polizisten hatten Semira Adamu
gewaltsam in ein Flugzeug nach Togo verfrachten wollen und mit Hilfe eines
Kissens erstickt. Boykottdrohungen veranlassten die Sabena, vor jedem
Abflug zu prüfen, ob die Passagiere mit dem Flug einverstanden sind.
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