How to become a Hacker

Deutsche Übersetzung von Eric S. Raymond Text "How to become a Hacker".
Weitere Infos am Ende.

Was ist ein Hacker?

Das Jargon-File enthält eine Vielzahl von Definitionen des Begriffes "Hacker", welche hauptsächlich etwas mit technischem Können, einer Freude an der Lösung von Problemen und dem Übertreten von Grenzen zu tun haben. Wenn du aber wissen möchtest, wie man ein Hacker wird, dann sind nur zwei Sachen wirklich wichtig.

Zum einen gibt es eine Gemeinschaft, bestehend aus Programmierern und Netzwerk-"Magiern", deren Wurzeln zurück bis in die Zeit der ersten Minicomputer und den frühesten ARPA-Netz-Versuchen reichen. Die Mitglieder dieser Kultur schufen den Begriff "Hacker". Hacker bauten das Internet, Hacker machten das UNIX Betriebssystem zu dem, was es heute ist, Hacker betreiben das Usenet, Hacker brachten das World Wide Web zum Laufen, Hacker schufen noch viel mehr. Wenn du ein Teil dieser Kultur bist, wenn du zu ihrem Sein und ihrer Entwicklung beigetragen hast, andere Mitglieder wissen wer du bist und dich einen Hacker nennen, erst dann bist du auch wirklich ein Hacker.

Die Hacker-Weltsicht ist auf der anderen Seite nicht auf die Softwarehacker-Gemeinschaft beschränkt. Es gibt Strömungen, welche die Haltung der Hacker auf andere Dinge, wie Elektronik oder Musik - eigentlich auf die höchste Stufe des Könnens jeder Kunst oder Wissenschaft - übertragen. Software - Hacker erkennen diese verwandten Seelen an und nennen sie gelegentlich ebenfalls "Hacker". Es gibt sogar Stimmen, die sagen, die Einstellung der Software - Hacker sei absolut unabhängig von dem jeweiligen Medium, mit dem sich der Hacker beschäftigt. In dem Rest dieses Textes wollen wir uns jedoch auf die Eigenschaften und Einstellungen der Softwarehacker und ihre Traditionen konzentrieren, welche den Begriff Hacker ins Leben rief.

Es gibt noch eine andere Gruppe, die sich lautstark als Hacker bezeichnet, diesen Namen aber in keinster Weise verdient. Es sind Menschen (meist pubertierende männliche Wesen), welche einen Spaß daran haben, in Computer einzubrechen und das Telefonnetz zu zerstören. Echte Hacker nennen diese Leute "Cracker" und wollen mit ihnen nichts zu tun haben. Wirkliche Hacker halten Cracker für ein faules, unverantwortliches und nicht besonders schlaues Pack, denn genauso wenig wie man durch das Knacken von Sicherheitscodes ein Hacker wird, wird man durch das Kurzschließen eines Autos zu einem KFZ - Mechaniker. Unglücklicherweise sind viele Journalisten und Schreiber darauf verfallen, das Wort Hacker als Beschreibung für Cracker zu verwenden; dies verärgert echte Hacker ungemein ...

Der grundlegende Unterschied ist: Hacker bauen Dinge auf, Cracker zerstören sie.

Wenn du ein Hacker werden willst, lies weiter. Wenn du aber ein Cracker werden willst, geh, lies die Newsgroup alt.2600 und bereite dich darauf vor fünf bis zehn Jahre im Knast zu verbringen, nachdem du herausgefunden hast, daß du doch gar nicht so schlau bist, wie du gedacht hast. Und dies ist alles, was ich über Cracker zu sagen habe!

Die Einstellung

Hacker lösen Probleme und bauen Dinge auf, sie glauben an Freiheit und freiwillige, gegenseitige Hilfe. Um als Hacker akzeptiert zu werden, mußt du dich verhalten als hättest du diese Einstellung. Um dich aber so zu verhalten, als hättest du diese Einstellung, mußt du wirklich an sie glauben.

Wenn du nun aber glaubst, die Hacker-Einstellung sei der Schlüssel zu deiner Akzeptanz durch die Gemeinschaft, liegst du falsch. Ein Mensch zu werden, der diese Eigenschaften glaubt und verinnerlicht hat, ist wichtig für dich selbst, sie helfen dir, leichter zu lernen und halten dich motiviert. Genau wie in allen Künsten ist es am effektivsten das Denken der Meister zu imitieren - nicht nur von der Wissensseite, sondern auch von der emotionalen.

  1. Die Welt ist voll von faszinierenden Problemen, die alle nur darauf warten, gelöst zu werden.

    Ein Hacker zu sein, bedeutet jede Menge Spaß, aber es ist eine Art von Spaß, die viel Anstrengung erfordert. Sich anzustrengen, setzt Motivation voraus. Erfolgreiche Athleten bekommen ihre Motivation aus einer Art körperlichen Hochgefühls, wenn sie ihre Körper trainieren oder wenn sie sich bis über ihre Leistungsgrenzen hinaus verausgaben. So ähnlich geht es dem Hacker, er muß eine grundlegende Erregung verspüren, wann immer er ein Problem lösen, seine Fähigkeiten erweitern oder seinen Geist trainieren konnte.

    Wenn du keine Person bist, die schon von Natur aus so fühlt, mußt du eben eine werden, wenn du ein Hacker werden willst, denn sonst wirst du schnell bemerken, daß deine Hacker-Energie von Ablenkungen wie Sex, Geld oder sozialer Anerkennung verbraucht wird.

    (Du mußt außerdem eine Art von Glauben in deine eigene Lernfähigkeit entwickeln - einen Glauben, der dich dazu bringt, daß auch, wenn du keinen blassen Schimmer haben solltest, wie du das gesamte Problem lösen kannst, wenn du nur ein kleines Stück löst und davon lernst, du genug gelernt haben wirst um das nächste Stückchen zu lösen -- und so weiter, bis du es irgendwann geschafft hast.)

  2. Niemand sollte jemals gezwungen sein, ein Problem zweimal zu lösen.

    Kreative Köpfe sind wertvoll und selten. Sie sollten nicht darauf verschwendet werden, das Rad noch einmal zu erfinden, wenn doch so viele wunderbare neue Probleme darauf warten gelöst zu werden.

    Um wie ein Hacker zu handeln, mußt du glauben, daß die Zeit, die einem Hacker zum Denken zur Verfügung steht, kostbar ist - so kostbar, daß es beinahe eine moralische Pflicht ist deine Informationen zu teilen, Probleme zu lösen und die Lösung weiterzugeben, damit andere Hacker sich neuen Problemen zuwenden können, anstatt andauernd bereits gelösten wieder aufrollen zu müssen.

    (Das bedeutet nicht, daß du alle Errungenschaften deiner Kreativität weggeben mußt, obwohl denjenigen, die dies tun, der höchste Respekt entgegengebracht wird. Es ist mit den Hackerwerten vereinbar, genug zu verkaufen, um sich mit Computern, Essen und einem Dach über dem Kopf zu versorgen. Es ist vertretbar Hacker-Fähigkeiten einzusetzen, um eine Familie zu versorgen oder sogar um reich zu werden, solange du nie vergißt, daß du ein Hacker bist, während du all dies tust.)

  3. Langeweile und Schufterei sind bösartig.

    Hacker (generell alle kreativen Leute) sollten niemals gelangweilt sein oder dazu genötigt sein stumpfsinnige, sich ständig wiederholende Arbeit zu tun, weil dies natürlich bedeutet, daß sie nicht das tun, was nur sie tun können - nämlich neue Probleme lösen. Diese Verschwendung schadet allen. Also sind Langeweile und Plackerei nicht nur einfach unangenehm, sondern mehr oder weniger bösartig.

    Um sich wie ein Hacker zu benehmen, mußt du dies stark genug glauben, um die langweiligen Arbeiten so weit wie möglich wegautomatisieren zu wollen, und das nicht nur für dich selbst, sondern auch für alle anderen Menschen (besonders andere Hacker).

    (Es gibt eine Ausnahme von dieser Regel. Hacker tun manchmal Sachen, welche auf den ersten Blick langweilig und stumpfsinnig erscheinen, aber in Wirklichkeit dazu dienen zu üben, den Kopf frei zu kriegen, eine Fähigkeit zu erwerben oder eine bestimmte Erfahrung zu erlangen, welche andersartig nicht erreicht werden kann. Aber dies ist absolut freiwillig - niemand, der bei klarem Verstand ist, sollte jemals zu Langeweile gezwungen werden.)

  4. Freiheit ist gut.

    Hacker sind von Natur aus antiautoritär veranlagt. Jeder, der dir Befehle geben kann, kann dich auch davon abhalten das Problem zu lösen, das dich gerade fasziniert - und wird - dies ist einfach die Art, nach der autoritäre Gehirne arbeiten - ein paar furchtbar blödsinnige Gründe finden, damit er dies auch tun kann. Autoritäre Einstellungen müssen bekämpft werden, wo immer sie gefunden werden, damit sie nicht dich und andere Hacker ersticken.

    (Dies ist nicht das selbe, wie alle Autoritäten zu bekämpfen. Kinder müssen angeleitet werden und Kriminelle aufgehalten werden. Ein Hacker wird darüber hinaus manchen Arten von Autorität zustimmen und sie akzeptieren, wenn er dadurch etwas bekommt, was für ihn wertvoller ist, als die Zeit, die er mit dem Befolgen der Befehle verbringt. Aber dies ist ein begrenzter, beabsichtigter Handel; aber die Art der persönlichen Unterwerfung, die Autoritäten verlangen, kann man nicht mehr als ein Angebot betrachten.)

    Autorität gedeiht auf dem Boden der Zensur und Geheimhaltung, sie mißtraut freiwilliger Zusammenarbeit und freiheitlicher Aufteilung der Informationen - die einzige "Zusammenarbeit", die sie gerne sehen ist diese, die unter ihrer Kontrolle steht. Wenn du also wie ein Hacker handeln willst, mußt du eine instinktive Feindschaft gegenüber Zensur, Geheimhaltung und dem Einsatz von Gewalt oder Betrug entwickeln, und du mußt bereit sein, nach diesem Glauben zu handeln.

  5. Einstellung ist kein Ersatz für Können und Wissen.

    Um ein Hacker zu sein mußt du diese Einstellung, wenigstens größtenteils, teilen. Aber eine Einstellung nur zu übernehmen macht dich genausowenig zu einem Hacker, wie sie dich zu einem Rock Star oder hervorragenden Athleten machen wird. Um ein Hacker zu werden, benötigst du Intelligenz, Übung, Hingabe, und du wirst viel harte Arbeit vor dir haben.

    Deshalb mußt du lernen, fremden Einstellung zu mißtrauen und Kompetenz jedweder Art zu respektieren. Hacker werden es nicht zulassen, daß Angeber ihre Zeit verschwenden, aber sie verehren Können - besonders Kompetenz im Hacken, aber Kompetenz generell ist auch gut. Kompetenz in gefragten Fähigkeiten, die nur wenige beherrschen ist besonders gut, und Kompetenz in gefragten Fähigkeiten, die geistige Klarheit, Geschicklichkeit und Konzentration erfordern, ist das absolut Beste.

    Wenn du Können und Wissen schätzt, wirst du Freude daran haben, sie in dir selbst zu entwickeln - die harte Arbeit und die Hingabe werden von solch einer Intensität sein, daß sie eher einem Spiel ähneln als Schufterei. Dies ist absolut überlebenswichtig, wenn du ein Hacker werden willst.

Grundlegende Hacker Fähigkeiten

Hackereinstellung ist wichtig, aber Hacker-Fähigkeiten sind es noch viel mehr. Einstellung ist kein Ersatz für Können, und es gibt einen Sammlung von Fähigkeiten, welche du unbedingt haben mußt, bevor irgendein Hacker davon träumen wird, dich einen Hacker zu nennen.

Diese Werkzeugkiste des Hackers verändert sich nur langsam. Der Wandel findet in dem Maße statt, indem der technische Fortschritt neue Fähigkeiten erfordert und alte überflüssig macht. Zum Beispiel, ist Maschinensprachprogrammierung früher eine Bedingung gewesen, während HTML bis vor kurzem keine Rolle spielte. Aber Ende 1996 kann man mit ziemlicher Klarheit die folgenden Punkte hinzuzählen:

  1. Lerne programmieren.

    Dies ist natürlich die wichtigste Hackerfähigkeit. 1997 ist die Sprache, die du auf jeden Fall lernen mußt, C (obwohl es nicht diejenige sein sollte, die du als erstes lernst). Aber du bist einfach kein Hacker, oder eben hauptsächlich nur ein Programmierer, wenn du nur eine Sprache kennst - du mußt lernen, Probleme des Programmierens in einer allgemeinen Form zu betrachten, unabhängig von der jeweiligen Umsetzung in die verschiedenen Sprachen. Um ein echter Hacker zu werden, mußt du an den Punkt gelangen, wo du eine neue Sprache innerhalb von Tagen lernen kannst, weil du den Inhalt des Handbuchs direkt zu dem in Beziehung setzen kannst, was du bereits weißt. Dies bedeutet, du solltest viele verschiedene Ansätze, sprich Programmiersprachen, dir zu eigen machen.

    Neben C, solltest du mindestens LISP und Perl lernen (Java pocht hart auf das Recht hier genannt zu werden). Neben ihrer Bedeutung als die wichtigsten Hackersprachen stellen diese Programmiersprachen sehr differenzierte Annäherungen an die Programmierung da. Es wird dich auf viele, wertvolle Arten bereichern.

    Ich kann keine genaue und komplette Beschreibung angeben, wie man lernt zu programmieren - dazu ist diese Fähigkeit zu komplex. Aber ich kann dir sagen, daß du mit Büchern und Kursen nicht sehr weit kommen wirst (viele, vielleicht die meisten Hacker haben sich alles selbst beigebracht). Was du tun mußt, ist (a) Programm-Code lesen und (b) Programm-Code schreiben.

    Programmieren lernen ist, wie in einer natürlichen Sprache gut schreiben zu lernen. Der beste Weg ist Kode zu lesen, der von Meistern der Programmierung geschrieben wurde, und dann etwas selber zu schreiben, wieder jede Menge zu lesen und ein bißchen zu schreiben, wieder lesen und diesmal mehr zu schreiben... und dies alles so lange zu wiederholen, bis du beginnst Stärken und Effizienz in deinen Arbeiten zu entwickeln.

    Guten Programmkode zu finden, der sich zum Lesen eignet, war früher ziemlich schwer, weil es einfach so wenig große Programme als Quelltext für Grünschnäbel zum Lesen und Herumbasteln gab. Dies hat sich dramatisch geändert; kostenlose Software, kostenlose Programmierwerkzeuge und kostenlose Betriebssysteme (alles als Quelltext verfügbar und alles von Hackern geschrieben) ist jetzt weitgehend verfügbar. Was uns nahtlos zu unserem nächsten Thema bringt...

  2. Hol dir eins der kostenlosen UNIXe und lerne wie man es benutzt und betreibt.

    Ich nehme an, du hast einen PC oder kannst auf einen zugreifen (diese Kids von heute haben es so einfach :-)). Der einzige wichtige Schritt, den jeder Newbie in Richtung des Erwerbes von Hackerfähigkeiten tätigen kann, ist es sich eine Kopie von Linux oder von einem der kostenlosen BSD-UNIXe zu besorgen, diese auf einem PC zu installieren und sie zu starten.

    Klar, es gibt noch andere Betriebssysteme in der Welt außer UNIX. Aber sie werden in binärer Form ausgeliefert - du kannst also den Kode weder lesen noch verändern. Unter DOS, Windows oder MacOS hacken zu lernen ist, wie wenn du mit einer Zwangsjacke Ballett tanzen lernen sollst.

    Außerdem ist UNIX das Betriebssystems des Internet. Während du das Internet benutzen kannst ohne UNIX zu kennen, kann du kein Internet-Hacker sein ohne UNIX zu verstehen. Dies ist der Grund warum die Hacker-Gemeinde heutzutage stark UNIX-zentriert ist. (Dies war nicht immer so, und manche Hacker aus den alten Zeiten sind ganz und gar nicht glücklich damit, aber das Zusammenspiel zwischen UNIX und dem Internet scheint so stark geworden zu sein, daß sogar Microsofts Muskelspiele sie nicht zu trennen vermag.)

    Um mehr über UNIX zu lernen ließ The Loginataka.

    Wenn du Linux haben möchtest, lies Where to get LINUX.

  3. Lerne das Web zu benutzen und HTML-Kode zu schreiben.

    Die meisten Dinge, die die Hacker-Kultur geschaffen hat, Arbeiten außerhalb der Sichtweite des Normalsterblichen, hinter den Mauern von Fabriken, Universitäten, Büros ohne Auswirkung auf das Leben der Nichthacker. Das Web ist die eine, große Ausnahme, das große, glänzende Hackerspielzeug, dessen weltverändernde Eigenschaften sogar Politiker zugeben. Allein wegen dieses Grundes (und wegen vielen anderen noch dazu) mußt du lernen, wie man mit dem Web umgeht.

    Das heißt jetzt nicht, daß du nur einen Browser bedienen können mußt (das kann jeder), sondern, daß du HTML, die Präsentationssprache des Webs, schreiben lernst. Wenn du keine Ahnung hast wie man programmiert, wird dir das Schreiben von HTML ein paar geistige Verhaltensweisen beibringen, die dir beim Lernen einer Programmiersprache helfen werden. So baue dir also deine eigene Homepage.

    Aber einfach nur eine Homepage zu haben, ist nicht einmal annähernd genug, um dich zu einem Hacker zu machen. Es gibt Tausende Homepages im Web. Die meisten sind sinnloser, gehaltloser Dreck - zugegeben, sehr schicker Dreck, aber doch nichts anderes als Dreck (mehr über dieses Thema gibt's auf der The HTML Hell Page).

    Um betrachtenswert zu sein muß deine Seite Inhalt haben - sie muß interessant und/oder nützlich für andere Hacker sein, was uns auch schon wieder zum nächsten Thema bringt...

Status in der Hackergemeinschaft

Wie in den meisten Kulturen ohne Geldwirtschaft, basiert die Hackergemeinde auf Ruf und Ansehen der Mitglieder. Du versuchst interessante Probleme zu lösen, aber wie interessant und wie gut deine Lösungen wirklich sind, entscheiden nur diejenigen, die dir ebenbürtig oder überlegen sind.

Folglich wirst Du, wenn du den Hacker-Weg wählst, du lernen müssen dich hauptsächlich auf Grunde der Achtung und der Haltung der anderen Hacker gegenüber deinen Fertigkeiten einzuschätzen (deshalb bist du auch kein Hacker, solange andere Hacker dich nicht so nennen). Diese Tatsache wird durch das Bild des Hacker als Einzelgängers und dem Hacker-Tabu, daß das Ego oder Wertschätzung von anderen Menschen überhaupt in irgendeiner Weise einen Einfluß auf die Motivation eines Einzelnen haben könnten (mittlerweile abflauend, aber immer noch existent), getrübt.

Im Fachjargon ist die Hacker-Gemeinde das, was die Antropologen eine "gift culture" ( Schenk-Kultur ) nennen. Status und Anerkennung können in ihr weder durch Beherrschung von anderen Menschen, noch durch Schönheit, Besitz usw. erreicht werden, sondern nur, indem man Dinge freiwillig weggibt. Genaugenommen, indem du deine Zeit, Kreativität und Ergebnisse deiner Fähigkeiten mit anderen Menschen teilst.

Hier eine Liste der 5 Dinge, die du tun kannst, um dir den Respekt der Hacker zu verdienen:

  1. Schreibe Software, die jeder kostenlos benutzen kann.

    Der erste (zentralste und traditionellste) Punkt besteht darin, Programme zu schreiben, welche andere Hacker als nützlich und/oder unterhaltsam ansehen und diese der gesamten Hacker-Kultur zur Verfügung zu stellen.

    Die höchst verehrten Halbgötter der Hackergemeinde sind diejenigen, die große und leistungsfähige Programme geschrieben haben, welche ein weitverbreitetes Bedürfnis decken, und sie danach zur kostenlosen Nutzung freigestellt haben.

  2. Hilf dabei, kostenlose Software zu testen und Fehler zu finden

    Man kann auch helfen, indem man Fehler in kostenloser Software sucht. In dieser unvollkommenen Welt verbringen wir zwangsläufig die meiste Zeit in der Fehlersuche. Das ist der Grund, warum jeder Autor von kostenloser Software, der noch bei Sinnen ist, dir bestätigen wird, daß ein guter Beta-Tester (der weiß, wie man Symptome präzise beschreibt, Fehlerquellen lokalisiert, Fehler einer frühen Version toleriert und bereit ist, ein paar Test-Durchläufe zu machen) mehr wert ist als sein Gewicht in Gold aufgewogen. Sogar ein einzelner Beta-Tester ist manchmal genug um einen erschöpfenden, langatmigen Alptraum in eine lehrreiche Fehlersuche zu verwandeln, die kaum noch ein Ärgernis darstellt.

    Wenn du ein Newbie bist, versuche, ein in der Entwicklung steckendes Programm zu finden, welches dich interessiert, und versuche ein guter Beta-Tester zu sein. Es ist ein natürlicher Prozeß vom Testen eines Programmes zum Durcharbeiten eines Programms zum Verändern eines Programmes. Du wirst eine Menge daraus lernen und jede Menge gutes Karma bei den Leuten erzeugen, denen du geholfen hast und die dir auch helfen werden.

  3. Veröffentliche nützliche Informationen

    Eine andere gute Sache ist es, interessante und nützliche Informationen zu sammeln und diese in Form von Web-Seiten oder FAQs (Frequent Asked Questions - Häufig gestellte Frage) verfügbar zu machen.

    Diejenigen Hacker, die große, technische FAQs warten und erweitern sind fast so hoch angesehen wie Freeware-Autoren.

  4. Hilf mit die Infrastruktur am Leben zu halten

    Die Hacker Kultur (und die technische Weiterentwicklung des Internets insbesondere) lebt von der Arbeit von Freiwilligen. Es gibt einen Haufen unrühmlicher Arbeit, die getan werden muß, damit alles weiter gehen kann: Betreuen von e-Mail-Listen, Moderieren von Newsgroups, Warten von großen Software-Archiven, Entwickeln von RFCs und anderen technischen Standarts, sind nur die bekanntesten Bespiele.

    Leuten, die diese Art von Arbeit gut machen, wird viel Respekt entgegengebracht, weil jeder weiß, daß diese Arbeiten Zeit in großen Massen verschlingen und wohl kaum so viel Spaß machen, wie mit Programmkode zu spielen. Diese Arbeit zu tun erfordert sehr viel Hingabe.

  5. Hilf der Hacker Kultur selbst.

    Schließlich und endlich, kann du helfen, indem du das Hackertum propagierst (indem du z.B. genaue Anleitungen schreibst, wie man ein Hacker werden kann :-)). Dies ist etwas, zu dem du erst in der Lage sein wirst, wenn du schon eine Weile dabei und bekannt für eine der ersten vier Dinge geworden bist.

    Die Hackerkultur kennt keine Anführer, aber es gibt Helden der Kultur, Geschichtsschreiber und Sprecher. Wenn du lange genug im Schützengraben lagst, mag es sein, daß du in eine dieser Positionen hinein wächst. Achtung: Hacker mißtrauen zu viel offensichtlichem Selbstbewußtsein bei ihren Oberen, weshalb es gefährlich ist offenkundig nach diesem Ruhm zu streben. Anstatt dafür zu kämpfen, solltest du dich lieber so anstellen, daß sie dir ganz von selbst in den Schoß fällt, und dann sei bescheiden und dankbar für deinen Status.

Die Hacker/Nerd Verbindung

Aller landläufigen Meinung zum Trotz mußt du kein Nerd sein, um ein Hacker werden zu können. Natürlich kann es ziemlich nützlich sein, und viele Hacker sind in der Tat Nerds. Ein sozialer Grenzfall zu sein, kann dir helfen, dich auf die wichtigen Dingen wie Hacken und Denken zu konzentrieren.

Aus diesem Grund haben viele Hacker die Bezeichnung 'Nerds' für sich selbst angenommen oder benutzen sogar den noch härteren Begriff 'Geek' wie eine Art Auszeichnung - es bedeutet für sie oft die Unabhängigkeitserklärung vom sozialen Normalbild der Alltagsgesellschaft. Schau dir The Geek Page an, um genaueres zu erfahren.

Wenn du es schaffst, dich genug aufs Hacken zu konzentrieren, darin gut zu sein und auch noch ein normales Leben zu führen, ist das natürlich super. Dies ist heute viel einfacher als es war, als ich ein Newbie war; die Alltagskultur ist heute viel freundlicher zu Technik-Nerds als sie es damals war. Es gibt sogar eine steigende Anzahl von Menschen, die bemerken, daß Hacker oft eine sehr gute Partie als Freund/Freundin/Ehefrau/Ehemann abgeben. Mehr Informationen gibt's hier: Girl's Guide to Geek Guys

Wenn du hacken möchtest, weil du kein Leben oder keinen Sinn im Leben hast, ist das auch in Ordnung - du wirst wenigstens nie das Problem haben, daß du dich nicht mehr konzentrieren kannst. Vielleicht wirst du später deinen Zugang zum Leben, vielleicht sogar durchs Hacken, finden.

Zusätzliche Faktoren bezüglich des Stils

Nochmal, um ein Hacker zu sein, mußt du die Hacker Gedankenwelt betreten. Es gibt ein paar Sachen, die du tun kannst, wenn du keinen Zugang zu einem Computer hast. Sie sind kein Ersatz für das Hacken (es gibt nichts, was wirklich ein Ersatz wäre) aber viele Hacker tun sie und haben das Gefühl, daß diese Dinge eine Art besitzen, die sie dem Hacken verwandt macht.

Je mehr Dinge du von diesen bereits tust, desto wahrscheinlicher ist es, daß du von Natur aus ein Hacker bist, oder zumindest dafür veranlagt bist. Warum es gerade diese Dinge sind, ist bis heute nicht genau geklärt, aber sie scheinen mit einer Kombination aus Denkprozessen der rechten und linken Gehirnhälfte zu tun zu haben, welches wichtig zu sein scheint (Hacker sind gezwungen sowohl logisch zu begründen, als auch in der Lage zu sein, aus der unmittelbaren Logik der momentanen Betrachtung des Problems auszuscheren).

Schließlich noch ein paar Dinge, welche du nicht tun solltest:

Das Einzige was man dir zuteil werden wird, wenn du dich so verhälst, ist Spott. Hacker vergessen nicht so schnell - es könnte Jahre dauern, bis du es wieder ausgeglichen hast.

Weitere Quellen

Übersetzungen dieses Textes sind auf meiner FAQ-Page verfügbar.

Die Loginataka bietet einige Stichpunkte über das richtige Erlernen und die Einstellung eines Unix Hackers.

Ich habe außerdem A brief History of Hackerdom geschrieben.

Peter Seebach wartet ein exzellentes Hacker FAQ für Manager, die endlich mal wissen wollten, wie sie mit Hacker umgehen sollten.

Ich habe einen Aufsatz geschrieben, Die Kathedrale und der Basar, welcher die wichtigsten Punkte der Lebensweise der Linux - Kultur erklärt. Er ist auf meiner Aufsatz-Seite zu finden.

Häufig gestellte Fragen

F: Wirst du mir beibringen, wie man hackt?

A: Seit der ersten Veröffentlichung dieser Seite bekomme ich jede Woche mehrere Anfragen von Leuten, die mich bitten, ihnen "alles übers Hacken beizubringen". Unglücklicherweise, habe ich weder genug Zeit, noch Energie um dies zu tun, meine eigenen Hacker-Projekte verbrauchen 100% meiner Zeit und wollen noch viel mehr.

Selbst wenn ich Zeit und Muße hätte: Hacken ist eine Einstellung und eine Fertigkeit, die du dir einfach selbst beibringen mußt. Du wirst herausfinden, daß echte Hacker bereit sind dir zu helfen, du darfst nur nicht erwarten, daß sie dich beachten, wenn du darum bettelst, all ihr Wissen zu bekommen.

Lerne zuerst ein wenig. Zeig das du es wirklich versuchst, zeig, daß du wirklich fähig bist, selbständig zu lernen. Dann besuche die Hacker, die dir entsprechen und frage sie.

F: Wo kann ich richtige Hacker finden, um mich mit ihnen zu unterhalten?

A: Eins ist sicher, nicht im IRC - das ist was für Flamer und Cracker. Der beste Weg ist es, eine UNIX oder Linux Benutzer Gruppe in deiner Nähe zu finden und zu ihren Treffen zu gehen (es gibt ein Verzeichnis auf der Linux Users' Group Page).

F: Welche Programmiersprache soll ich als erste lernen?

A: HTML, wenn du es immer noch nicht weißt. Es gibt Unmengen schlechter HTML-Bücher da draußen und besorgniserregend wenig gute. Ich empfehle: HTML: The Definitive Guide.

Wenn du bereit bist, mit echter Programmierung zu beginnen, würde ich Perl oder Python empfehlen. C ist sehr wichtig, ist aber auch sehr viel schwerer.

F: Wie kann ich anfangen? Wo bekomme ich eine kostenlose UNIX - Version her?

Irgendwo auf dieser Seite habe ich einen Links installiert, wie man an Linux rankommt. Um ein Hacker zu sein, brauchst du Motivation, Initiative, sowie die Eigenschaft eigenständig zu lernen. Beginne JETZT...


Dieser Text wurde von von Eric Raymond verfaßt und ursprünglich von Christopher Özbek ins Deutsche übersetzt. Der c4 hat die Übersetzung überarbeitet und mit dem Jargonfile verlinkt.

Eric, und damit auch dieser Text, ist nach CCC Auffassung ein Vertreter der konservativen Hacker-Fraktion. Das ist nicht schlimm, allerdings teilen wir einige seiner Ansichten ganz und gar nicht.
Beispielsweise erzählt Eric erst davon, daß Hacken nicht unbedingt mit Computern zu tun hat, dann schreibt er, daß man zwingend programmieren können muß. Auch scheint es in Erics Welt eine klare Trennlinie zwischen gut und böse, zwischen richtig und falsch zu heben. Wir glauben das nicht. Im Beziehungsgeflecht zwischen Hacken, Phreaken und Cracken, zwischen Industrie, Politik, Jounallie und Geheimdiensten, gibt es viel zu viele Grauzonen. In diesem Zusammenhang legt Eric unserer Meinung nach auch viel zu wenig Wert auf den politischen Aspekt des Hackens. Technik ist immer auch ein Herrschaftsinstrument, hinter die heilige Technik zu schauen ist deshalb immer auch ein Akt der Rebellion.

Trotzdem hat Eric einen Text mit viel Wahrheit verfaßt. Mehr zum Thema "Hacker werden" gibt es in unserem Textarchiv.

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